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Flexibilität durch Produkte: Wie neue Stromtarife und Steuerungslösungen Flexibilität heben

Dynamische Tarife allein reichen nicht aus – durch klare Preissignale aus Energie- und Netzkomponenten wird Flexibilität für Privat- und Geschäftskunden nutzbar. Der Vertrieb muss neue Produkte entwickeln, die Steuerbarkeit ermöglichen, Prognosen integrieren und wirtschaftliche Anreize schaffen, um Flexibilität gezielt zu aktivieren.

Flexibilität heben - wenn es so einfach wäre, LinkedIn Post vom 27.6.2025

Ich möchte nun kurz auf den dritten Aspekt, aus Sicht Vertrieb, eingehen:

3. Produkte > entwickeln nach Kundensegmenten > Prognosen und Beschaffung mit Flex-Optionen > Schulung im Vertrieb

Privatkundenseite:
Dynamische Tarife waren Hoffnungsträger für die Energiewende. Die Realität: geringe Akzeptanz und damit wirkungslos für die Energiewende. Gleichwohl steigt die Anzahl an PV-Anlagen und Wärmepumpen. Ein Zuwachs Wallboxen und Heimspeicher ist auch zu erwarten. Derzeit viele ungenutzte Flexibilitäten. Ohne Steuerbarkeit bleiben sie wirkungslos. Der Kunde erhält zwar Preissignale – aber keine Werkzeuge, um darauf zu reagieren. 

Zwei zentrale Ziele stehen sich gegenüber:
Energiepreisoptimiertes Verhalten – Strom nutzen, wenn er günstig ist.
Netzdienliches Verhalten – Strom vermeiden, wenn es dem Netz hilft.
Beide Ziele sind wichtig – aber sie widersprechen sich mitunter. Denn während der Spotpreis deutschlandweit einheitlich ist, ist die Netzbelastung lokal sehr unterschiedlich. Unklar ist auch, wie netzdienliches Verhalten vom Kunden genutzt werden kann. Derzeit liegt diese in der Hand der Netzbetreiber. Was also tun?

Die Antwort liegt in der Automatisierung: Bei den Privatkunden kann Flexibilität nur mit einem funktionierenden Home Energy Management System (HEMS) gehoben werden. Manuelle Steuerung ist weder zuverlässig noch skalierbar. HEMS müssen daher integraler Bestandteil neuer Stromprodukte werden, und Preissignale von Energie UND Netz verarbeiten.

Der bisherige Fehler: Dynamische Tarife wurden eingeführt, ohne die Infrastruktur für Steuerung und Messung zu haben. Die Ablösung der Standardlastprofile durch gemessene Lastgänge ist notwendig.

Die Zukunft? Vielleicht liegt sie in Flatrates, die Flexibilität pauschal vergüten. Einfach, verständlich, kalkulierbar. Denn die Abbildung von Verbrauchs- und Preiskurven sind für viele Privatkunden nicht nachvollziehbar, aber für Energieversorger und Netzbetreiber essentiell.

Geschäftskundenseite:
Flexibilität ist möglich – wenn der wirtschaftliche Anreiz stimmt. Produktionsprozesse wurden in der Energiekrise kurzfristig der Preisentwicklung angepasst. Hier ist die Herausforderung, die Trennung von Energie und Netz aufzuheben. Denn netzdienliches Verhalten wirkt unmittelbar auf den Energiebedarf und umgekehrt. 

Was fehlt? Es braucht klare Regeln, wie netzdienliches Verhalten vergütet und umgesetzt wird. Per regulierten Zugriff oder initiiert durch Preissignale?

Der Vertrieb wird mit neuen Produkten, die Nutzung der Flexibilitäten ermöglichen. Preissignale aus Energie und Netz wären ein effektives Mittel für die Steuerung. Im Vertrieb sind dabei hohe Anforderungen an Verbrauchs- und Wetterprognose sowie adäquate Energiebeschaffung und Risikosteuerung gestellt.